Aus einer kleinen Grossen Kreissstadt
Wahlsonntag kurz nach zehn. Der Bäckerladen wird geschlossen. Viele Fussgänger, einige Radfahrer, kaum Autos. An der Bushaltestelle ein paar Leute, die sich flüchtig kennen. Sie reden über das unterschiedlich intelligente Auftreten der Parteien in diesem Wahlkampf. Ganz konkret, hier im Ort. Auf der anderen Strassenseite läuft eine Frau vorüber, wohl mit einigen der Wartenden bekannt. Man winkt herüber und ruft: "Na, warste schon wählen?" Laute und energische Antwort: "Klar, hab Merkel eine Stimme weg genommen!"Spontaner, geschlossener und herzlicher Beifall von der Bushaltestelle.
Der nächste Hinzukommende wird fröhlich gefragt: "Na, auch Merkel eine Stimme weggenommen?"
"Klar" - die Antwort.
Es muss nicht alles stimmen. Man redet viel, wenn der Sonntag jung ist. Die Wahl ist geheim. Aber solche Stimmung auf der Strasse war zuletzt im Herbst 1989. Weniger heiter, mehr Zorn. Aber genau so unbekümmert. Wir sind, so scheint es, wieder einmal das Volk. Wäre auch wieder mal fällig - nach 24 Jahren.
Die Wahlbeteiligung dürfte diesmal sprunghaft gestiegen sein, an dieser Bushaltestelle, in dieser Strasse. Wo noch?
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